Klimaschutz finanzieren – so funktioniert’s in der Schweiz

Wie Schweizer Unternehmen von einem durchdachten System profitieren können! Klimaschutz ist längst nicht mehr nur ein Thema für Umweltorganisationen oder grosse Industriekonzerne. Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) in der Schweiz stehen zunehmend vor der Herausforderung – und der Chance –, ihre Geschäftsmodelle klimafreundlich zu gestalten. Dabei stellt sich oft die Frage: Wer bezahlt eigentlich die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit? Die Antwort darauf fällt in der Schweiz überraschend positiv aus: Ein innovatives Finanzierungssystem auf Basis von Anreizen statt Verboten unterstützt Unternehmen aktiv bei der Dekarbonisierung. In diesem Blogartikel erfahren Sie, wie dieses System funktioniert, warum es international als vorbildlich gilt – und welche konkreten Fördermöglichkeiten sich für Schweizer Unternehmen bieten.

Stefano Marconi

10/9/20252 min read

Das Fundament: Ziele und Gesetze

Die Schweiz verfolgt ambitionierte Klimaziele: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 halbiert werden, bis 2050 ist die vollständige Klimaneutralität das erklärte Ziel. Diese Vorgaben basieren auf dem Pariser Klimaabkommen und sind seit der Annahme des Klima- und Innovationsgesetzes (KlG) im Jahr 2023 verbindlich verankert.

Statt auf starre Verbote setzt die Schweiz dabei bewusst auf finanzielle Anreize. Das CO₂-Gesetz bildet dabei die Grundlage für kurzfristige Massnahmen (2025–2030), während das KlG langfristige Investitionen bis 2050 ermöglicht. Beide Gesetze greifen ineinander und ermöglichen Unternehmen einen klaren und kalkulierbaren Rahmen.

Zwei Wege der Finanzierung: Staat und Privatwirtschaft

Das Schweizer Finanzierungssystem basiert auf einem dualen Modell:

a) Die CO₂-Abgabe: Lenkung und Rückverteilung

Fossile Brennstoffe wie Heizöl und Erdgas unterliegen in der Schweiz einer CO₂-Abgabe. Der aktuelle Satz beträgt 96 Franken pro Tonne CO₂. Die daraus resultierenden Einnahmen – rund 1,2 Milliarden Franken jährlich – werden zu grossen Teilen direkt an die Bevölkerung und die Wirtschaft zurückverteilt.

Für Unternehmen bedeutet das: Wer Energie effizient nutzt und CO₂ einspart, profitiert finanziell. Die Rückverteilung erfolgt proportional zur Lohnsumme (AHV-Abrechnung), was besonders KMUs mit niedrigem CO₂-Verbrauch zugutekommt.

Ein Drittel der Einnahmen fliesst gezielt in Förderprogramme:

  • Gebäudeprogramm: Unterstützt energetische Sanierungen und erneuerbare Heizsysteme.

  • Technologiefonds: Bietet Kreditsicherheiten für innovative, CO₂-reduzierende Technologien.

b) Kompensationspflicht der Treibstoffimporteure: Finanzierung durch die Stiftung KliK

Importeure von Benzin und Diesel sind gesetzlich verpflichtet, einen Teil der verursachten Emissionen zu kompensieren – aktuell im Umfang von rund 37,5 %. Diese Kosten werden als geringer Aufpreis (bis zu 5 Rappen pro Liter) an die Verbraucher weitergegeben.

Verwaltet wird diese Kompensation durch die Stiftung Klimaschutz und CO₂-Kompensation (KliK) – ein privates, aber gesetzlich mandatiertes Instrument. Sie finanziert schweizweit Projekte in den Bereichen:

  • Verkehr: etwa die Förderung von Wasserstoffbussen oder Ladeinfrastruktur,

  • Gebäude: z. B. Wärmepumpen und Holzheizungen,

  • Industrie und Gewerbe: etwa CO₂-arme Kühlungssysteme,

  • Landwirtschaft: z. B. Biogasanlagen oder Lachgasreduktion.

Auch KMUs können hier aktiv werden – sei es als Projektträger oder als Partner in einem geförderten Verbund.

Internationale Standards: Was Unternehmen beachten sollten

Wer Fördermittel vom Bund beantragen möchte – z. B. für technologische Innovationen – muss einen Dekarbonisierungsfahrplan vorlegen. Grundlage ist dabei das international anerkannte GHG-Protokoll, das die Erfassung von CO₂-Emissionen in drei Kategorien (direkt, indirekt, vor-/nachgelagert) vorschreibt.

Ziel ist Transparenz: Nur wer weiss, wo die grössten CO₂-Verursacher im Unternehmen sitzen, kann gezielt investieren – und staatliche Unterstützung erhalten.

Chancen für die Schweizer Wirtschaft

Das Schweizer Finanzierungsmodell für den Klimaschutz ist einzigartig in seiner Kombination aus Marktmechanismen, Rückverteilung und gezielten Förderungen. Es basiert auf der Überzeugung, dass Anreize mehr bewirken als Verbote – eine Haltung, die besonders gut zur unternehmerischen Denkweise passt.

Für KMUs ergeben sich daraus handfeste Vorteile:

  • Finanzielle Unterstützung für energieeffiziente Massnahmen und Innovationen

  • Planungssicherheit durch gesetzlich verankerte Instrumente

  • Wettbewerbsvorteile durch niedrigeren CO₂-Fussabdruck

Zukünftige Herausforderungen bleiben – etwa die Finanzierung neuer Technologien wie CO₂-Speicherung oder der Ausbau internationaler Partnerschaften. Doch der Weg ist klar: Klimaschutz ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen – und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz.

Tipp zum Schluss: Prüfen Sie, ob auch Ihr Unternehmen von bestehenden Förderinstrumenten profitieren kann. Die Stiftung KliK, das Gebäudeprogramm oder der Technologiefonds bieten zahlreiche Einstiegsmöglichkeiten – und bringen Sie einen Schritt näher zur klimaneutralen Zukunft.